Mittwoch, 13. Juni 2012

5. Als die E-Mail noch Telex hieß


Anfang der 1980er Jahre verfügten wir in der Werbeagentur, in der ich meine Ausbildung machte, bereits über hochmoderne Kommunikationsmittel: Da war zum Beispiel das Telefon. Nix Wählscheibe – wir hatten modernste Tastentelefone, auf einem Schwenkarm und mit extra langer Telefonschnur, damit sich zwei Personen bequem ein Telefon teilen konnten. Der Clou dabei: Kam für mich ein Anruf in der Zentrale an, musste Margit nur auf einen Knopf drücken, um den Anruf auf meinen Apparat weiterzuleiten!

Und dann hatten wir das geilste Teil überhaupt: das Telex! Wer nach 1980 geboren wurde, kann sich daran wahrscheinlich nicht mehr erinnern, aber das mit dem Telex ging so: In der Zentrale stand ein Riesenapparat mit einem Stuhl davor. Der Apparat verfügte über eine Telefonwählscheibe, eine brutal schwergängige Schreibmaschinentastatur, eine Art Endlos-Schreibmaschinenpapier sowie über einen Schlitz, aus dem gelochte Papierstreifen herauskamen. Wollte man einem anderen Telex-Empfänger – egal, wo auf der Welt! – eine Nachricht übermitteln, ging man folgendermaßen vor: Man tippte zunächst die Mitteilung über die brutal schwergängige Tastatur ein. Es versteht sich von selbst, dass diese Mitteilungen aufgrund der enormen Kräfte, die man fürs Tippen aufwenden musste, eher kurz und bündig und in militärischem Stakkato-Ton formuliert wurden. Zum Beispiel „An: Anzeigenabteilung. Erbitten umgehend Media-Daten. Mfg“. Eine Korrekturmöglichkeit gab es nicht. Hatte man sich vertippt, musste man von vorne anfangen! Der eingetippte Text wurde dann mit speziellen Lochmustern auf den Lochstreifen übertragen, der anschließend herausgelassen wurde. Leider waren zahlreiche unserer Mitteilungen doch sehr lang, deshalb mussten wir höllisch aufpassen, dass sich der Lochstreifen nicht verhedderte, riss oder sonstwie beschädigt wurde, denn dann durfte man noch einmal von vorne anfangen!

Hatte man schließlich den fehlerfreien und unbeschädigten Lochstreifen in der Hand, kam der nächste Schritt: die Telex-Maschine des Empfängers anwählen. Nachdem man die Telex-Nummer gewählt hatte, fing die Tastatur von alleine an zu rattern und zeigte auf dem Endlos-Schreibmaschinenpapier den Anwählversuch an. Jetzt musste man warten, bis die Empfängermaschine mitteilte, dass sie bereit war. Wenn das geschah, ratterte die Maschine erneut und zeigte auf dem Papier die Übermittlungsbereitschaft an. Sodann durfte man nicht zu lange warten, um den Lochstreifen in den Sendeschlitz einzufädeln, sonst wurde die Verbindung wieder unterbrochen. Wir fädelten täglich zahlreiche Lochstreifen ein, und wenn es wieder mal ein sehr langer war (10 Meter waren keine Seltenheit!), musste immer einer von uns dabeisitzen und achtgeben, dass sich nichts verhedderte. Die Übertragungsgeschwindigkeit der SMS aus der Steinzeit war enorm: 50 Baud – das entspricht rund 6,67 Zeichen pro Sekunde :-D

Wir hatten eine lange Liste mit Telex-Nummern, die wir häufig benötigten. Allerdings kam es hin und wieder vor, dass wir eine Nummer nicht hatten. Das war aber nicht weiter schlimm, denn es gab eine Art automatisierte Telex-Auskunft. Dazu musste man die Telex-Maschine selbst bemühen – mit zuvor beschriebenem Vorgehen – und statt des Empfängers eben die Telex-Auskunft anwählen. Als Nachricht gab man dann zum Beispiel ein: Teilnehmer: Firma XY, Land: Finnland, Stadt: Helsinki. Kurz darauf ratterte die Maschine dann erneut los und nannte die gesuchte Telex-Nummer.

Einmal gab es Probleme, die korrekte Nummer zu finden. Die Telex-Maschine der Auskunft schrieb etwas in der Art wie „Mehrere Teilnehmer vorhanden. Bitte weitere Angaben.“ zurück. Das taten wir. Die Maschine antwortete „Versuche, Teilnehmer zu finden.“ Wir warteten. Nach einiger Zeit ratterte die Maschine wieder los und übermittelte uns die gesuchte Nummer. Ich fragte Margit: „Sag mal, ist die Telex-Auskunft eigentlich ein Computer oder ein Mensch?“ Margit zuckte mit den Achseln. „Sollen wir mal fragen?“ fragte ich. „Au ja!“, antwortete Margit, „frag mal!“ Wir kicherten heftig drauf los. Was der Computer wohl antwortete, wenn wir ihn etwas Persönliches fragten? Ich überlegte kurz und tippte dann ein „Ist dort ein Mensch oder ein Computer?“ Die Antwort dauerte ewig, aber sie kam: „Hier ist ein Mensch!“

Mittwoch, 4. April 2012

Schnelle Thai-Garnelen

Der Albtraum eines Übersetzers: Texte in einer Excel-Tabelle. Unpraktischer geht's wirklich nicht. Selbstredend hat die ganze Aktion viel länger gedauert als gedacht, was sich ebenso selbstredend auf die Zeit auswirkte, die für die Zubereitung des Abendessens übrig blieb. Da half es auch nicht, dass der Kunde eine große arabische Airline war. Fernweh macht die Sache eigentlich nur schlimmer. Die guten Nachrichten: Ich war schlau genug, ein höheres Honorar auszuhandeln, und clever genug, aus den Resten aus Tiefkühltruhe und Kühlschrank etwas wirklich Leckeres zu zaubern. Und zwar in Nullkommanix.

Zutaten für 2 ungeduldige Personen:

1 Kaffeetasse Reis
die doppelte Menge Wasser
Salz

250 tiefgekühlte Riesengarnelenschwänze
1 TL grüne Currypaste
ca. 150 ml Kokosmilch
ein Schluck süße Sahne
Curry und Salz zum Abschmecken

Reis, Salz und Wasser zum Kochen bringen und mit geschlossenem Deckel bei kleinster Hitze garen. In der Zwischenzeit Currypaste in wenig Olivenöl anschwitzen, Kokosmilch und Sahne einrühren und zum Kochen bringen. Die tiefgekühlten Garnelenschwänze in die kochende Soße geben und in wenigen Minuten garziehen lassen. Mit Curry und Salz abschmecken.

Die Luxus-Version dieses Gerichts gibt's demnächst auch hier.

Freitag, 30. März 2012

4. Blackout im Kopierraum


Frustriert schleppte ich mich nach diesem Erlebnis mit Herrn Sigurd zu meinem Schreibtisch in der Ecke. Damit ich nicht zu heulen anfing, begann ich, die gelben Durchschläge zu sortieren, die sich während meines Urlaubs angesammelt hatten. Das half ein bisschen. Nach zwei Stunden war Herr Sigurd immer noch nicht da und ich schlenderte in Atelier 1, wo Herr Burg und Herr Mücke, der Kreativdirektor und sein Grafiker-Assistent, immer einen lustigen und aufmunternden Spruch parat hatten. Doch auch das Atelier war leer. Unschlüssig streifte ich um die großen Tische herum und beäugte die bunten Stifte, Pinsel und Reinzeichnungsklingen. Während ich mit einer solchen Klinge ein bisschen Schmutz unter meinen Fingernägeln hervorkratzte, vernahm ich plötzlich ein Geräusch, das sich wie Schnarchen anhörte. Darauf konnte ich mir nun überhaupt keinen Reim machen. Ich drehte mich um und sah zur Tür, aber dort stand kein Kollege, der mir einen Streich spielen wollte. Neugierig sah ich mich in jeder Ecke um, doch ich konnte die Schnarchquelle nicht entdecken. Bis ich mich dazu herabließ, unter einen der großen Tische zu sehen.

Mir blieb die Spucke weg: Dort lag ja Herr Burg! Er hatte sich wie ein Baby zusammengekauert und sabberte aus den Mundwinkeln. Ich wollte gerade laut „Hilfe!“ schreien, als ich einen seltsam vertrauten Geruch wahrnahm. Den Geruch von hochprozentigem Alkohol. Und das um elf Uhr morgens! Ich drehte mich angewidert auf dem Absatz um und verließ den Sündenpfuhl in Richtung Chefsekretariat, um Frau Held davon zu unterrichten. Auf dem Weg zum Chefsekretariat kam ich am Kopierraum vorbei, aus dem heiteres Gemurmel tönte. Wer in der Werbung was werden will, muss neugierig sein, deshalb lugte ich neugierig in den winzigen Kopierraum. Die Tür ging nur einen kleinen Spalt auf, weil sich dort offenbar viele Menschen versammelt hatten. Kaum hatte ich meinen Kopf hineingesteckt, packte mich auch schon Herr Sigurd am Ärmel, zog mich hinein und schloss dann wieder die Tür. Etwa die halbe Agentur, so schien es, hatte sich im Kopierraum versammelt. Wir standen eng gedrängt nebeneinander, wie morgens im Berufsverkehr in der U-Bahn.

„Naaa, Stift, auch mal Zwetschgenschnaps probieren?“, fragte mich jemand. „Ist guuuut“, lallte ein anderer, und schon hatte ich ein Wasserglas mit einer glasklaren Flüssigkeit in der Hand. Der Schnaps schmeckte wirklich nicht schlecht, und weil ich das zugab, musste ich anschließend noch Mirabellenschnaps, Birnenschnaps und Kirschschnaps probieren. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern.

Donnerstag, 29. März 2012

Sauerkraut mit Kassler

Da denkt man, der Frühling ist endlich da, und dann muss man wieder den Ofen anwerfen, weil einem sonst die Finger über der Tastatur gefrieren. Ich kann doch nicht stundenlang wertpoiu schreiben! Dafür bezahlt mich kein Kunde!

Da die Heizung aber nur äußerlich wärmt, musste ich mir noch etwas für die fehlende innere Wärme einfallen lassen. Die Lösung: Kassler mit Sauerkraut und Kartoffel-Pü - ein typisches Wintermahl. Na dann ma(h)l los.

Zutaten für 2 schlotternde Personen:

2 Kassler
ca. 500 g Sauerkraut
ca. je ein halber TL Zucker und Salz
1 EL Kümmel

Auf praktisch allen Packungen mit Sauerkraut ist für meine Begriffe eine viel zu kurze Garzeit angegeben. Sauerkraut muss "schlunzig" sein - also sehr weich und mit einer ganz leichten Farbe. Damit das gelingt, muss man das Sauerkraut einfach lange und mit viel Liebe köcheln: Sauerkraut in einen Topf geben, in dem viel Platz ist, und mit etwas Flüssigkeit sowie Kümmel, Salz und Zucker auf starker Hitze ankochen. Auf geringer Hitze etwa 2 Stunden fertiggaren und zwischendurch umrühren. Während der Garzeit sollte der Topfboden stets mit Flüssigkeit bedeckt sein, also bitte hin und wieder einen Schluck Wasser (darf auch Weißwein oder Sekt sein) zugeben. Zwischendurch mal abschmecken: Da die Sauerkräuter (oder Sauerkrauts?) unterschiedliche Säurestärken haben, kann mal weniger und mal mehr Salz und Zucker notwendig sein. Fertig ist unser Sauerkraut, wenn es komplett die Farbe gewechselt hat - von Krautweiß zu geschmortem Zwiebelgelb. Kurz vor Ende der Garzeit die beiden Kassler darin ziehen lassen und mit frischem Kartoffelpüree auf angewärmten Tellern servieren. Falls der Kamin inzwischen ausgegangen ist, empfehlen sich auch noch Strickjacke und Mütze.


Samstag, 10. März 2012

Choc au Pomme de Terre

Ich liebe Schokolade! Ich liebe sie in jeder Form! Es ist so schlimm, dass ich bei Fernsehwerbung mit Schokoloade hilflos dahinschmelze und genau das haben will, was gerade verführerisch über den Bildschirm flimmert. Und das mir, der toughen Werbemaus, die doch weiß, dass die Werbemacher genau darauf aus sind...

Mousse au Chocolat liebe ich auch. Natürlich! Allerdings ist mir dieses köstliche Dessert ein bisschen zu mächtig, ein bisschen zu süß. Meist schaffe ich nur einen Bruchteil von meiner Portion, und das tut mir dann in der Seele weh - so gern hätte ich noch mehr davon gegessen!

Ich habe heute in meiner Experimentierküche Abhilfe und Choc au Pomme de Terre geschaffen.

Zutaten für 4 bis 6 Portionen:

300 g Kartoffeln
1 Prise Salz
50 g Puderzucker
150 ml Sahne
1 EL Kakao
1 Tafel Zartbitterschokolade
2 Eier
2 EL heißes Wasser oder Espresso
2 - 3 Tropfen Bittermandelöl

Kartoffeln in der Schale weich kochen und abkühlen lassen, dann pellen, in kleine Stücke schneiden und in eine Rührschüssel geben. Die lauwarmen Kartoffeln mit einer Prise Salz, 50 ml Sahne oder Milch, 20 g Puderzucker und 1 EL Kakao cremig rühren. Es sollten keine Stückchen mehr in der Masse sein.

Die Bitterschokolade im Wasserbad flüssig werden lassen. In der Zwischenzeit Eier trennen und zunächst das Eiweiß, dann die Sahne steif schlagen - beides kühl stellen. Dann das Eigelb mit dem restlichen Puderzucker, dem Bittermandelöl und dem heißen Wasser bzw. Espresso schaumig schlagen. Die abgekühlte flüssige Schokolade mit dem Rührgerät unterrühren, bis alles gut vermengt ist. Dann die Kartoffelmasse unterrühren, bis auch diese sich gut vermengt hat. Zum Schluss vorsichtig den Eischnee unterheben - am besten mit einer Gabel - und dann die Sahne.

In eine Schüssel füllen und im Kühlschrank mindestens 4 Stunden erkalten lassen. Wow...


Holi Tandoori (Indische Hackfleischpfanne)

Gebt euch keine Mühe - dieses Gericht werdet ihr nur hier bei Winniepatschi finden. Die hat sich nämlich selbst übertroffen (oder überschätzt - wer weiß das so genau) und diese indisch anmutende Hackfleischpfanne  kreiert. Da die Teller anschließend leer und die Gesichter verklärt waren, ich auf meine Frage "Soll ich das nochmal kochen?" heftiges Kopfnicken erntete, hege ich die Hoffnung, dass mir da wirklich etwas gelungen sein könnte.

Ein indisches Sprichwort sagt: "Der Zweifel ist das Wartezimmer der Erkenntnis." Wie wahr.

"Holi" ist eines der bedeutendsten Feste der Hindus. Mit ihm feiern sie die Ankunft des Frühlings. Passend - auf den warte ich gerade. "Tandoori" ist eine Gewürzmischung der indischen Küche, die eigentlich zum Marinieren von Fleisch verwendet wird.

Zutaten für 3 bis 4 Personen:

500 g Hackfleisch (je nach Gusto oder Geldbeutel Schwein, Rind oder gemischt)
2 EL Olivenöl
2 Zwiebeln
1 Knoblauchzehe
2 große Kartoffeln
1 Dose gehackte Tomaten
1 Schluck Rotwein
1 rote Paprika
1 kleine Dose Mais
Petersilie zum Garnieren
1 EL Tandoori Gewürzmischung

Zwiebeln in Streifen schneiden, Knoblauchzehe fein hacken, Kartoffeln schälen und in kleine Würfel schneiden, Paprika waschen, entkernen und ebenfalls klein würfeln. Hackfleisch in einer großen Pfanne in heißem Olivenöl gut anbraten. Zwiebeln, Knoblauch und Kartoffeln dazugeben, schon mal einen Teil des Tandoori untermischen, dabei ständig wenden und nach ca. 5 Minuten die gehackten Tomaten und den Rotwein unterrühren. Auf mittlere Hitze herunterschalten und bei geschlossenem Deckel weitergaren. Wenn die Kartoffeln fast gar sind (je nach Größe der Kartoffelwürfel ca. 20 - 30 Minuten), Paprika, Mais und das restliche Tandoori dazugeben. Man kann es nicht oft genug sagen: Kocht mit Liebe - dann schmeckt es besser! So lange weitergaren, bis die Paprika den gewünschten Garpunkt erreicht haben - noch bissfest oder weich. Jetzt kommt der wichtigste Teil: abschmecken! Das Tandoori verleiht der Hackfleischpfanne einen wunderbar fernöstlichen Touch mit einer ganz zarten Süße. Wer mehr davon mag, gibt einfach noch etwas Tandoori dazu! Mit frisch gehackter Petersilie servieren.




Donnerstag, 8. März 2012

Parmesan-Reis mit Erbsen

Tag drei der Nachtschichtwoche, die deshalb kulinarisch gesehen ein bisschen grenzwertig ist.

Im Grunde könnte dieses Gericht auch einfach nur 'Reis mit Erbsen' heißen. Weil dieser Titel aber kaum jemanden hinterm Ofen hervorlocken dürfte, und weil tatsächlich Parmesan drin ist, habe ich mir erlaubt, den Namen etwas aufzupeppen. 'Pimpen' sagt man wohl heute dazu.

Hier also mein gepimpter Reis.

Zutaten für 1 übermüdete Person:

100 g Reis (Basmati- oder Jasminreis)
200 ml Gemüsebrühe oder Salzwasser
1 EL Butter
3 EL frischer geriebener Parmesankäse
3 EL Erbsen (den Rest von gestern)
evtl. Salz und Pfeffer

Reis und Flüssigkeit in einem beschichteten Topf mit geschlossenem Deckel zum Kochen bringen und bei kleinster Hitze ca. 15 Minuten garen, bis die gesamte Flüssigkeit verschwunden ist. In der Zwischenzeit gemütlich ein Gläschen Weißwein trinken. Ich als Schwabe bevorzuge ja Riesling, aber ein Grauburgunder tut es auch :-D. Zum Schluss Butter und Parmesankäse unterrühren, bis sich beide Zutaten gut aufgelöst haben. Der Reis muss schön cremig sein. 'Schlunzig' sagen wir dazu im Schwabenland. Dann einfach die Erbsen unterheben und abschmecken.

Das mit dem Foto hat ein bissle länger gedauert - den großen Zapfenstreich für Christian Wulff konnte ich mir im Fernsehen irgendwie nicht entgehen lassen...


Reis mit Tomaten

Dieser Super-Quickie ist irgendwann einmal durch Zufall entstanden - es war einfach nichts anderes mehr da. Kulinarisch zugegebenermaßen etwas bedenklich, dafür ist es gesund und macht satt. Mir schmeckt's übrigens :-)

Zutaten für 1 gehetzte Person:

100 g Reis (am besten Basmati- oder Jasminreis, schmeckt besser und gart schneller)
1 kleine Zwiebel
ein Schluck Weißwein
180 ml Gemüsebrühe
3 kleine Tomaten

Zwiebel fein hacken und in einer Pfanne mit etwas Olivenöl andünsten, Reis dazugeben und kurz mitschwitzen. Das Ganze mit einem Schluck Weißwein ablöschen. Sobald der Weißwein verdunstet ist, die Gemüsebrühe zugeben, auf kleinste Flamme herunterschalten und den Deckel drauf. In der Zwischenzeit Tomaten waschen, halbieren, Stielansatz entfernen und würfeln. Wenn der Basmatireis gar ist (dauert nur 10 oder 15 Minuten), die Tomatenwürfel unterheben und kurz heiß werden lassen - nicht zerkochen! Evtl. mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wer mag, kann noch eine Handvoll gehackte Petersilie oder ein bisschen geriebenen Käse unterheben - fertig!

Mittwoch, 7. März 2012

Omelette mit Erbsen

Gerade kam ein ziemlich großer Auftrag rein, begleitet von den den Worten "Es ist wirklich sehr, sehr dringend!!!" Ich kenne das - Messen kommen immer ganz überraschend...

Das bedeutet Nachtschichten, was meine Arbeitstage angeht. Und Super-Quickies, was mein Essen angeht. Hier ist der erste Super-Quickie. Dank Eiern und Erbsen viel Eiweiß für das Hirn, das in den nächsten Tagen wieder einmal extrem beansprucht wird:

Zutaten für 1 überarbeitete Person:

2 - 3 Eier
Salz, Pfeffer
ein Schluck Milch oder Sahne
3 EL Erbsen aus der Dose
eine Handvoll Petersilie

Etwas Olivenöl in einer Pfanne nicht zu heiß erhitzen. Petersilie fein hacken (oder die aus der Tiefkühle nehmen). Eier gut mit Salz, Pfeffer und Milch verquirlen, Petersilie und Erbsen unterheben. Gerade bei Super-Quickies gilt: immer mit Liebe kochen, dann schmeckt's noch besser! Eimasse in die Pfanne geben, Hitze herunterschalten, und sobald es am Rand beginnt, fest zu werden, gaaanz sanft und vorsichtig umdrehen. Nicht feste rühren! Wenn das Omelette die von dir gewünschte Konsistenz (zu deutsch: Festigkeit) hat, vorsichtig auf den Teller gleiten lassen und mit etwas Petersilie garnieren. Hungrige Mäuler bekommen noch eine Scheibe Brot oder Toast dazu, aber auf jeden Fall ein Glas guten Rotwein. Hach - war das gut! Und jetzt wieder an den Text...


Sonntag, 4. März 2012

Tavuk güveci (Gemüse-Huhn-Topf)

Alle fordern mehr Integration - ich gehe mit gutem Beispiel voran: Ich integriere diesen köstlichen türkischen Gemüsetopf mit Huhn in meine Rezeptsammlung :-D

Zutaten für 4 Personen:

4 frische Hähnchenkeulen
Salz, Pfeffer
5 EL Olivenöl
2 große Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
3 große Tomaten
3 große Kartoffeln
1 Aubergine
1 Bund glatte Petersilie

Am zartesten bleiben die Hähnchenkeulen im Römertopf. Wer keinen hat - jede andere Auflaufform tut es auch. Dann bitte aber Deckel oder Alufolie drauf. Angekokeltes Gemüse schmeckt unterirdisch.

Römertopf mindestens 10 Minuten wässern. Die Hähnchenschenkel waschen, gut abtrocknen und mit Salz und Pfeffer einreiben. Wer mag, kann auch noch andere Gewürze wie süßen Paprika oder etwas Kurkuma verwenden. Bei der Zubereitung gestern habe ich eine Gewürzmischung für Chicken Fajita verwendet. Die habe ich vor zehn Jahren von einem Texas-Besuch mitgebracht. Passieren kann da nix- sie ist offenbar endlos haltbar, denn es steht kein Mindesthaltbarkeitsdatum drauf :-D

Zwiebeln schälen, vierteln und in nicht zu dünne Scheiben schneiden. Knoblauchzehen klein hacken. Tomaten häuten (entweder mit kochendem Wasser überbrühen und abziehen oder mit einem Sparschäler schälen) und vierteln. Kartoffeln schälen und in mundgerechte Würfel schneiden. Aubergine waschen, Stilansatz abschneiden und in große Würfel schneiden.

Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Hähnchen von beiden Seiten knusprig anbraten. Hähnchen in den Römertopf geben und im restlichen Öl das Gemüse kurz anbraten, dann über die Hähnchen geben. Einen ganz kleinen Schluck Rotwein oder Wasser zugeben. Deckel drauf und im Backofen auf der unteren Einschubleiste bei 180 Grad ca. 1,5 Stunden garen. Mit gehackter Petersilie anrichten. Genießen.



Böhmische Semmelknödel

Genau genommen ist die Überschrift irreführend, denn es handelt sich nicht um mehrere Semmelknödel, sondern um einen Riesenknödel. Damit der Knödel besser ins Göschle passt, wird er in Scheiben geschnitten.

Immer, wenn ich den Semmelknödel mache, sehe ich glückliche und zufriedene Gesichter am Tisch ;-)

Zutaten für 4 Personen:

300 g gutes Mehl
2 Eier
1 TL Salz
1 gestrichener TL Backpulver
2 altbackene Brötchen
ca. 1 Tasse Wasser

Die Brötchen in etwa 1 cm große Würfel schneiden und beiseite stellen. Einen großen Topf mit Salzwasser erhitzen. Mehl in eine Rührschüssel geben und mit Salz und Backpulver vermischen. Eier in die Mitte geben und mit so viel Wasser und so lange mit dem Knethaken bearbeiten, dass ein glatter Teig entsteht, der sich gut vom Boden löst. Zum Schluss die Brötchenwürfel gut untermengen. Mit bemehlten Händen - das ist der schönste Teil! - zu einem ovalen Kloß formen. Den Knödel ca. 35 Minuten in siedendem - nicht kochendem - Wasser garen. Für die Garprobe ein Holzstöckchen bis ins Herz des Knödels stoßen: Kommt er klebrig heraus, braucht er noch ein paar Minuten. Mit einer Schöpfkelle herausnehmen - Vorsicht, das Ding ist glitschig! - und in ca. 1 cm dünne Scheiben schneiden.

Der Semmelknödel passt zu vielen Gerichten, am besten zu Fleischgerichten wie Rouladen, Gulasch, Braten oder Kurzgebratenem - Hauptsache, er bekommt viel Soße ab! Reste vom Semmelknödel um Gottes Willen nicht wegwerfen - sie lassen sich gut aufwärmen, und mit Ei gebraten und einem grünen Salat dazu wird ein Hauptgericht daraus.


Mehl oder Backbeton?

Ich Depp, ich Idiot, ich Diermel! Jahrelang, ach was - jahrzehntelang kaufe ich Mehl aus dem Supermarkt oder Discounter und denke, Mehl ist Mehl, also kann ich doch ebenso gut zum billigsten Mehl im Regal greifen, oder?

Bis ich mal eine Tüte Mehl geschenkt bekam, die direkt von einem Müller kam.

Nun bin ich kein Mehlexperte, aber selbst ich merkte sofort, dass mit diesem Mehl etwas nicht stimmte. Es duftete so gut! Es rieselte so fein! Es klumpte nicht!

Ich schritt sofort zur Tat und bereitete mit der einen Hälfte Mehl einen Hefeteig zu, mit der anderen mein berühmtes Riesen-Semmelknödel. Und siehe da - mein Pflaumenkuchen war so lecker wie noch nie, und mein Semmelknödel war so locker und schmeckte so köstlich, dass es mir die Sprache verschlug. Das kommt jetzt eher selten vor :-)

Jetzt wurde ich natürlich neugierig: Wie teuer ist denn das Mehl vom Müller, und wo kann ich es kaufen? Ich sah auf der Packung nach. Einen Preis fand ich nicht, aber eine Internetadresse. Und dort verschlug es mir zum zweiten Mal die Sprache:

1 Kilogramm Mehl direkt von der Horbacher Mühle und in bester Qualität, ohne jegliche Zusatzstoffe, kostet dort nur 60 Cent! Verglichen mit den rund 50 Cent, die ich im Discounter für "Backbeton" bezahle, ist das nichts!

Zugegeben - die Versandkosten für ein paar Kilo Mehl lohnen sich nicht, aber vielleicht gibt es ja auch bei euch in der Nähe ein Mühlenlädchen? Oder ihr tut euch mit Nachbarn zusammen und macht regelmäßig eine Sammelbestellung.

Samstag, 3. März 2012

"Gepfefferter" Oregano

Dass Gewürze im Einzelhandel ganz schön gepfefferte Preise haben, wissen wir ja bereits. Aber was schätzt ihr - um wieviel teurer ist zum Beispiel getrockneter Oregano aus dem Discounter im Vergleich zum Internet? Um das Doppelte? Falsch. Um das Dreifache? Auch falsch.

Festhalten: Selbst der billigste markenlose Oregano ist sage und schreibe vier Mal teurer als 1 A Handelsware aus dem Internet:

Beim Discounter bekommt man 10 Gramm Oregano schon für 0,59 Euro.
Das entspricht einem Kilopreis von 59 Euro.

Ein Markenprodukt mit 25 Gramm Oregano kostet 2,39 Euro.
Das entspricht einem Kilopreis von 95,60 Euro.

Bei der Powerfactory Gebhardt zum Beispiel bekommt man 1 kg Oregano schon ab 14,20 Euro. Inklusive Versandkosten!

Ich verbrauche im Jahr locker 200 Gramm Oregano. Ich frage jetzt einfach mal meine Nachbarn, ob wir uns so eine Tüte teilen wollen.


3. Das Chaos-Archiv

Engagement und Eigeninitiative sind enorm wichtig, wenn man in der Werbung Karriere machen will. Man sollte jedoch darauf achten, dass sich der Tatendrang wenigstens hin und wieder auf Bereiche richtet, die tatsächlich etwas mit Werbung zu tun zu haben. Tief in meinem Unterbewusstsein muss ich diese Erkenntnis bereits als neunzehnjähriger Azubi gehabt haben, denn es kam der Tag, als ich von der Media-Abteilung in die Produktion wechseln sollte. Während sich die Media-Abteilung hauptsächlich darum kümmert, Anzeigenplatz oder Sendezeiten für die Kunden zu planen, zu buchen und abzurechnen, ist die Produktion – wie der Name schon sagt – für die Herstellung der Werbemittel zuständig. Das fängt bei der Anzeige an, geht bei Broschüren und Plakaten weiter, und hört bei Werbegeschenken noch lange nicht auf.

Herr Sigurd war der Produktionsleiter und ein äußerst freundlicher, wenn auch schwer beschäftigter Mensch. Er hatte so viel zu tun, dass er sich kaum auch noch um mich kümmern konnte. Immerhin nahm er sich zwei Minuten Zeit, um mit mir zu besprechen, wie ich die nächsten Wochen in der Produktion verbringen sollte. Er erklärte mir zunächst, dass in der Produktion zum Beispiel Anzeigen, Broschüren, Plakate und Werbemittel produziert wurden. Das wusste ich bereits, nickte aber artig. Dann erklärte er mir, dass die gelben Durchschläge für die Produktion seien, die nach erfolgreicher Produktion an die Media-Abteilung gingen, wo sie durch blaue Durchschläge ersetzt würden. Auch das wusste ich bereits, denn ich hatte die letzten Monate brav alle Durchschläge nach Farben sortiert und in den entsprechenden Ordnern abgelegt. Aber weil Herr Sigurd so nett war, nickte ich wieder begeistert. Dann fragte er mich, was mich in der Produktion so interessiere. Ich nickte mit dem Kopf in Richtung des angrenzenden Raumes. Dort befand sich das Produktionsarchiv. Nun, Archiv ist vielleicht ein bisschen übertrieben, denn ein Archiv setzt voraus, dass das, was dort liegt, archiviert ist. Und genau das war das Problem. In Herrn Sigurds Archiv war nichts archiviert.

Herr Sigurd und ich verstanden uns ohne Worte. „Wollen Sie sich das wirklich antun?“, fragte er und verzog dabei das Gesicht, als ob er gerade in eine Zitrone gebissen hätte. „Herr Sigurd“, sagte ich, „irgendwann muss das Archiv ja mal archiviert werden, sonst findet man ja nichts!“ Herr Sigurd erkannte, dass es mir ernst war und deshalb strahlte er über das ganze Gesicht. Ich insgeheim auch, denn das unarchivierte Archiv erschien mir wie eine geheime Schatzkammer voller aufregender Sachen.

Die einzige Befürchtung, die ich hatte, war die, dass das Ergebnis meiner Aufräumarbeiten nicht lange anhalten würde. Schließlich muss ein Archiv gepflegt werden. Doch Herr Sigurd winkte väterlich ab – er versprach, die neu geschaffene Ordnung wie seinen Augapfel zu hüten.

Und so machte ich mich an die Arbeit. Sie machte höllischen Spaß. Zunächst kämpfte ich erfolglos mit den beengten Räumlichkeiten, denn das Archiv war nicht mehr als eine Kammer mit einem großen Regal. Das Regal war viel zu klein, und so türmten sich Schautafeln (im Fachjargon auch Displays genannt), Pappen und andere sperrige Dinge an den Wänden, auf dem Fenstersims und auf dem Boden. Ich schleppte alles in Herrn Sigurds angrenzendes Büro und machte neue Stapel – diesmal nach Kunden geordnet. Pappen mit Feinstrumpfhosen hierhin, Heizdecken dorthin, Gartenschläuche da hin, und Kopftöpfe wieder woanders hin. Herr Sigurd stakste meist wortlos über meine Häufchen, um zu seinem Schreibtisch zu gelangen, nur hin und wieder stieß er ein freudiges „Ach nee!“ aus, wenn er etwas entdeckte, das er bereits seit Wochen (oder vielleicht auch seit Jahren) erfolglos gesucht hatte. Ich freute mich jedes Mal tierisch und ermunterte ihn, mich gezielt zu fragen, wenn er etwas suchte.

Nachdem ich die Reinzeichnungen, Filme, Andrucke, Anzeigen, Broschüren, Faltblätter, Kataloge, Poster, Pappen und Displays nach Kunden, Projekten und Größe sortiert hatte, kamen die restlichen Werbemittel dran. Abgesehen davon, dass es unendlich schwieriger war, Werbegeschenke so zu sortieren, zu stapeln und abzulegen, so dass sie übersichtlich und griffbereit waren, bereitete mir diese Arbeit ein großes Vergnügen, weil dabei die interessantesten Dinge zum Vorschein kamen. Zum Beispiel lustige 3-D-Brillen. Wenn man sie aufsetzte, erschien einem das Archiv wie eine fremdartige Landschaft und ich stolperte kichernd und wie betrunken über meine Stapel. Nachdem ich etwa eine Stunde mit der 3-D-Brille auf der Nase gearbeitet und dabei mitleidiges Kopfschütteln von Kollegen geerntet hatte, wurde mir schwindlig und ich bekam Kopfschmerzen.

Als nächstes absolvierte ich einen multinationalen Sprachkurs. Dazu breitete ich ein kuscheliges Handtuch auf dem Boden aus, das ich aus einer Ecke unten im Regal herausgezogen hatte und kniete mich andächtig davor: Auf Englisch heißt „Zeiss für meine Augen“ „Zeiss for my eyes“. Na, das weiß ja jeder. Auf Französisch „Zeiss pour mes yeux“. Auf Italienisch „Zeiss per i miei occhi“ (wie lustig!). Auf Spanisch „Zeiss para mis ojos“. Auf Niederländisch „Zeiss voor mijn ogen“. Bei den folgenden Übersetzungen war ich mir der Herkunft nicht mehr so sicher: Zeiss til mine ojne, Zeiss för mina ögon, Zeiss minun silmilleni. Ein wunderbares Handtuch!

Nach zwei Wochen war es geschafft: Das Archiv war nicht nur entrümpelt, gefegt und aufgeräumt, ich hatte sogar kleine Schildchen mit den Namen der Kunden und der entsprechenden Projekte gebastelt und sie mit Tesafilm an das Regal geklebt. Dann lud ich Herrn Sigurd ein, mein Werk zu bestaunen. Er war begeistert. „Toll“, sagte er und kratzte sich nachdenklich am Bart. „Hoffentlich halte ich das auch durch.“ Ich muss wohl ein entsetztes Gesicht gemacht haben, denn er beruhigte mich sogleich wieder. „Nein, nein, keine Angst, ich werde mich schön an Ihr System halten.“

Zur Belohnung schenkte mir Herr Sigurd das zauberhafte vielsprachige Handtuch. Ich war überglücklich. Und ich habe es heute noch – mehr als zwanzig Jahre danach. Erst heute Nachmittag habe ich damit wieder unseren Golden Retriever Sam abgetrocknet, der schlammverspritzt vom Spaziergang am See zurückgekommen war.

Kurz nach meinen Aufräumarbeiten im Archiv hatte ich zwei Wochen Urlaub, die ich unter der prallen Sonne an der Adria verbrachte. Knusprig braun und guter Laune stand ich an einem Montag Morgen wieder in Herrn Sigurds Büro und wartete gespannt auf neue Aufgaben. Herr Sigurd war noch nicht da, aber die Tür zum Archiv stand offen.

Ich warf einen Blick auf mein Werk, und wenn ich nicht so braun gewesen wäre, hätten Sie gesehen, wie ich kreidebleich wurde. Es ist kein Scherz: Mein Archiv war kein Archiv mehr, sondern wieder eine völlig anarchische Ansammlung von Reinzeichnungen, Filmen, Andrucken, Anzeigen, Broschüren, Faltblättern, Katalogen, Postern, Pappen, Displays und Werbegeschenken...

Freitag, 2. März 2012

Spaghetti Bolognese

Langweilig? Wieso langweilig?? Wer auch nur ein einziges Mal in Italien Spaghetti Bolognese gegessen hat, wird das, was wir Deutsche unter Bolognese verstehen, nicht mal mehr mit der Beißzange anfassen.

Der Trick ist ganz einfach: Ihr müsst die Soße mit Liebe kochen! Das gilt übrigens nicht nur für Spaghetti Bolognese...

Zutaten für 6 Personen:

500 g Hackfleisch (je nach Gusto oder Geldbeutel Schwein, Rind oder gemischt)
etwas Suppengrün (1 Mohrrübe, 1/2 Lauch, 1/8 Sellerie)
2 große Zwiebeln
Knoblauchzehen (die Betonung liegt auf dem Plural!)
etwas Zucker
3 EL Tomatenmark
3 Dosen gehackte Pizzatomaten oder pürierte Tomaten
Salz
Oregano
Oregano
Oregano
Oregano
Oregano
Oregano

Mohrrübe waschen, schälen, hobeln. Lauch waschen und in feine Streifen schneiden. Sellerie großzügig schälen und in feine Streifen schneiden. Zwiebeln fein hacken. Knoblauch auch. In einem großen Topf etwas Olivenöl (Omega-3 Fettsäuren!) richtig heiß werden lassen und Suppengemüse darin anrösten. Zwiebeln dazugeben und anschwitzen lassen. Gehackten Knoblauch kurz mit anschwitzen lassen, aufpassen, dass er nicht anbrennt (wird sonst bitter). Etwa 1/2 TL Zucker darüberstreuen und leicht karamelisieren lassen. Dann das Hackfleisch dazu und unter Rühren anbraten. Auf mittlere Hitze zurückschalten. Tomatenmark unterrühren. Dabei die Liebe nicht vergessen! Anschließend Tomaten unterrühren, den getrockneten Oregano und etwas Salz nicht vergessen. Auf kleiner Flamme gaaanz, gaaaanz lange köcheln lassen. Kommt auf eine Stunde nicht an. Zum Schluss abschmecken. Wahrscheinlich fehlt noch Oregano!

Extra-Spartipps:

Gewürze im Einzelhandel sind völlig überteuert, getrockneter Oregano natürlich auch. Und da man gerade bei Spaghetti Bolognese viel Oregano benötigt, würde das mit der Zeit richtig teuer werden. Lösung: Sich mit Freunden oder Nachbarn zusammentun und größere Mengen Gewürze im Internet bestellen. Da bekommt man 1 kg Oregano schon ab 14 Euro - inkl. Versand!

Eine Portion Suppengrün aus dem Supermarkt ist eigentlich von der Menge her zu viel für dieses Gericht. Alternativen: Gleich die doppelte Menge Bolognese kochen und den Rest einfrieren, oder die Hälfte des gerösteten Suppengrüns herausnehmen, einfrieren und für Suppen, Soßen oder Eintöpfe verwenden.

Saure Nieren mit Spätzle

Bevor ihr jetzt sagt "Iiiii - das ist ja eklig!" - Contenance, Contenance. Wenn Schweinenieren furchtbar schmecken, hast das meist nur einen Grund: Ihr hab sie nicht richtig gereinigt und nicht genügend gewässert. Erkläre ich gleich.

Ich weiß auch nicht genau, warum sie "saure" Nierle heißen. Beim Rezept meiner Mama ist nichts Saures drin. Liegt vielleicht daran, dass in manchen Rezepten Essig, Zitronensaft oder Weißwein verwendet wird. Wir brauchen nichts davon.

Zutaten für 2 Personen:

4 frische Schweinenieren (vom Metzger gleich alle Häute und Harnröhren entfernen lassen!)
1 große Zwiebel
150 g durchwachsener Bauchspeck
1 EL Tomatenmark
1 Würfel Bratensoße
etwas süße Sahne
evtl. etwas Mehl oder dunkler Soßenbinder

Mein Metzger hat Schweinenieren nicht vorrätig - ich bestelle sie und hole sie am Schlachttag ganz frisch ab. Mehr als 5 Euro kosten vier Schweinenieren bei meinem Metzger nicht.

Wenn ihr vergessen habt, die Nieren gereinigt zu bestellen, machts das nichts - nur Arbeit. Schneidet die Nieren der Länge nach durch und schneidet alles heraus, was eine weiße Farbe hat. Alles! Dann seid ihr geschmacklich auf der sicheren und köstlichen Seite. Zusätzlich müsst ihr die kleinen Dinger wässern, wässern und nochmal wässern. Also rein in die Schüssel und das Wasser im Verlauf von mindestens 1 Stunde mehrmals austauschen. Ihr werdet sehen - mit der Zeit ist der typische Geruch kaum noch wahrnehmbar. Wenn doch - wiederhole Schritt 1 und 2 :-D

Nieren in feine Streifen schneiden. Zwiebel und Speck fein würfeln. In einer Pfanne etwas Butter erhitzen, Zwiebeln und Speck darin gut andünsten. Erst danach die Nierenstreifen dazugeben. Das Ganze bei mittlerer Hitze etwa 10 Minuten köcheln lassen - nicht zu lange, denn sonst werden die Nieren zäh. Nieren enthalten recht viel Wasser, also müsst ihr keines zugeben. Zum Schluss einfach Tomatenmark und Bratensoße unterrühren, süße Sahne dazu und nach Belieben mit etwas Mehl oder Soßenbinder abbinden - voilà!

Der Schwabe isst Spätzle oder Bratkartoffeln dazu. Mama reicht sie mit Kartoffelbrei.


Macht Fastfood dumm?

Ey, Mann, ey - Fastfood und Fertignahrung machen doch nich dumm, wie soll dat denn gehn?

Täuscht euch nicht, das geht schneller, als ihr denkt. Wer hier nicht richtig folgen kann, den hat's vielleicht schon erwischt! :-D

Nee, im Ernst jetzt:

Damit das Gehirn gut funktionieren kann - für Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis zum Beispiel - benötigt es eine ausreichende Menge an Omega-3-Fettsäuren, auch Fischöl genannt. Bei Stress verbraucht das Gehirn sogar große Mengen an Omega-3. Aber genau diese Fettsäuren sind in Fertignahrung kaum enthalten. Warum? Diese Fettsäuren sind nicht lange haltbar, deshalb verwendet die Lebensmittelindustrie sie äußerst ungern. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...


2. Die BAP-Konzertkarte


Wenn Sie jetzt sagen „Das hat wohl nicht viel genützt, weil ich noch nie in meinem Leben Traubensaft getrunken habe“, dann kann das nur daran liegen, dass Sie nicht zur Zielgruppe gehören. Alle anderen – glauben Sie es mir – trinken seither nichts anderes als Traubensaft.

Zielgruppe ist übrigens ein sehr wichtiges Wort in der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Ohne Zielgruppen könnten Sie keine Werbung machen, denn sie wüssten ja nicht, wen Sie mit Ihrer Werbung beglücken möchten.

Die Suche nach Zielgruppen ist ziemlich schwierig, weil sie sich gerne mal verstecken. Nur wenige würden freiwillig zugeben, zum Beispiel zur Zielgruppe der Dr. Müller-Sexshops zu gehören. Dennoch werden täglich Millionen von erotischen Utensilien unauffällig in Supermarkttüten nach Hause geschleppt.

Doch selbst wenn man die Zielgruppe endlich ausfindig gemacht hat, weil sie sich zum Beispiel verplappert hat, kann man sich seiner Sache nie wirklich sicher sein. Media-Experten, Zielgruppenforscher, Trendforscher und Marktforscher – leider häufig auch die Geschäftsführer von werbungtreibenden Unternehmen - haben oft völlig legitime, wenn auch sehr unterschiedliche Ansichten darüber, wer die Zielgruppe eigentlich ist, wo sie sich aufhält, was sie so macht und wie man sie am besten erreicht. Da ist es oft einfacher, eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden.

Oder den Besitzer einer Telefonnummer ausfindig zu machen, der gerade nicht zu Hause ist und deshalb diese Auskunft nicht selbst geben kann. Die Telekom ist hier keine große Hilfe (ganz im Gegenteil, doch dazu später), und so mussten Margit, unsere Telefonistin, und ich, der Azubi, diese Aufgabe allein bewältigen. Kreativität war gefragt, schließlich arbeiteten wir in einer Werbeagentur! Wir steckten also die Köpfe zusammen und diskutierten verschiedene Strategien. Heimlichkeit, so waren wir uns schnell einig, war das oberste Gebot, denn unser Chef sollte nicht erfahren, dass wir während der Arbeitszeit versuchten, an die einzige Eintrittskarte eines BAP-Konzerts zu kommen, die ein offenbar zeitlich verhinderter Fan in der Tageszeitung zum Kauf angeboten hatte. Außer einer Telefonnummer hatte der Inserent keine weiteren persönlichen Angaben gemacht. Unsere unzähligen Anrufe im Abstand von drei Minuten hatten uns die Erkenntnis geliefert, dass der Inserent nicht zu Hause war. Der zweite Teil unserer Strategie bestand nun darin, den Namen und die Adresse des Inserenten herauszufinden. Anschließend wollten wir – bewaffnet mit ausreichend Bargeld und einem unwiderstehlichen Blumenstrauß – dessen Wohnungstür solange belagern, bis das Opfer auftauchte. Nur so konnten wir sicher sein, die Ersten und damit die Erfolgreichen zu sein. Dass wir dann zu zweit nur eine Konzertkarte hatten, verdrängten wir erst einmal.

Unser Vorgehen war einfach und zugegebenermaßen genial, wenn auch etwas zeitintensiv. Jeder von uns schnappte sich ein örtliches Telefonbuch von Ludwigsburg und fing an – der eine bei „A“, der andere bei „Z“ – nach der Nummer zu suchen. Ludwigsburg ist nicht sehr groß, es hat nur knapp 86.000 Einwohner. Anfang der achtziger Jahre waren es schätzungsweise nur 15.000, also eine Aufgabe, die sich locker in wenigen Tagen bewältigen lässt. Das Konzert war am nächsten Tag, deshalb beeilten wir uns.

Um in der Agentur nicht aufzufallen, mussten wir allerdings nebenher so tun, als ob wir unsere Arbeit erledigten. Margit ging darum pflichtbewusst ans Telefon, wenn es klingelte, und ich rauschte hin und wieder geschäftig an meinen Schreibtisch, um Unterlagen zu holen. So verging Stunde um Stunde.

Ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, welche Auswirkungen es auf die Psyche hat, wenn Sie über einen längeren Zeitraum nur eine sechsstellige Zahl im Kopf haben. Ich kann Ihnen sagen, es hat ganz ungewöhnliche Auswirkungen. Weil die Tätigkeit eintönig ist, fangen Ihre Gedanken an zu wandern. Und statt sich auf die Telefonnummer zu konzentrieren, fangen Sie plötzlich an, über lustige Nachnamen zu kichern. Oder die Ziffern zu verdrehen. Dann müssen Sie die Seite, auf der Sie gerade sind, noch mal von vorn durchsuchen. Bei Margit hatte die Telefonnummernsuche gänzlich andere Auswirkungen. Als nach mehreren Stunden erfolglosen Suchens wieder einmal das Telefon in der Zentrale klingelte, nahm Margit brav den Hörer ab und sagte: „Zweiundneunzig-sechsunddreißig-vierzehn.“

Das war natürlich ganz schlecht. Ganz besonders deshalb, weil es unser Chef war, der von unterwegs angerufen hatte. Und der wollte sofort wissen, was verdammt nochmal in seiner Agentur los sei und ob wir völlig den Verstand verloren hätten, schließlich hätte auch ein wichtiger Kunde anrufen können und was für einen Eindruck hätte das gemacht, und so weiter und so weiter. Wir prusteten mit Tränen in den Augen in die vorgehaltene Hand. Dann fingen wir beide seufzend an, unsere Seite noch mal zu durchsuchen.

Und dann geschah es: Margit stieß einen quiekenden Schrei aus. „Ich hab sie!“ raunte sie verschwörerisch hinterher. Als verantwortungsvolle Telefonistin konnte Margit ihren Arbeitsplatz natürlich nicht sofort verlassen, aber ein Azubi kann das, denn es gibt immer irgendetwas, das besorgt werden muss. Margit ließ ihren Blick also schnell über das Büromaterial schweifen und stellte fest, dass 5.000 Briefumschläge eindeutig zu wenig seien. Außerdem waren nur noch rund 90 Radiergummis da. Bei einer Mitarbeiterzahl von 25 ein unhaltbarer Zustand. Rasch wurde die Kasse geplündert und ich machte mich auf den Weg.

Wer so viel Einsatz zeigt – das wird Ihnen jeder Vorgesetzte bestätigen – wird auch belohnt. Bei uns war das nicht anders. Ich musste nur fünf Minuten vor der Haustür warten, dann kam der BAP-Kartenbesitzer nach Hause, und eine Minute später hielt ich die kostbare Konzertkarte in der Hand. Doch es kommt noch besser: Am Tag des Konzerts lungerten wir am Bühneneingang herum, und weil wir so nett waren, luden uns die Bandmitglieder ein, das Konzert von der Bühne aus mitzuverfolgen. Nach Eintrittskarten wurden wir erst gar nicht gefragt. Die fehlenden Briefumschläge und Radiergummis hatte ich am Tag davor irgendwie vergessen, aber das schien nicht weiter aufzufallen.

Donnerstag, 1. März 2012

1. Fliege im Konferenzraum


Sechs ältere Herren mit grauen Haaren, grauem Anzug und Krawatte saßen am Konferenztisch und erfüllten mit ihren tiefen, sonoren Stimmen den Raum. Sie machten sehr ernste Gesichter, runzelten häufig die runzlige Stirn, fuchtelten mit ihrem dicken Zeigefinger oder deuteten wiederholt und vehement auf Zahlen auf einem Blatt Papier.

Draußen war schönstes Spätsommerwetter. Vor den Fenstern des Konferenzraums blühten Rosen, Astern und Gänseblümchen, und die Nachmittagssonne spielte mit den goldenen Uhren der älteren Herren. Der Wind strich sanft über die langen Gräser, so dass abwechselnd ihre matte und dann ihre glänzende Oberfläche zu sehen war. Ich weiß das, weil ich ebenfalls an diesem Konferenztisch saß. Hin und wieder versuchte auch ich, mit meiner Piepsstimme den Raum zu erfüllen. Auch ich hatte ein Blatt Papier, mit dem ich dabei wedelte, aber ich muss wohl eine Tarnkappe auf dem Kopf gehabt haben, denn niemand nahm auch nur die geringste Notiz von mir. Darüber war ich stocksauer, denn die Herren stritten sich über Fragen, die ich ihnen mit Leichtigkeit hätte beantworten können: Wie können wir die Menschen dazu bringen, mehr Traubensaft zu kaufen? Ich hätte dazu einige schlaue Anmerkungen machen können, denn das war mein Job.

Ich war PR-Beraterin. Und die Herren waren wichtige Vertreter wichtiger Safthersteller, die sich in einem Verein zur Förderung des Traubensaftes zusammengeschlossen hatten. Mein Chef zahlte ihnen viel Geld (und mir nicht so viel) dafür, dass ich ihnen dabei half. Doch mit Anfang zwanzig fehlte mir ganz offensichtlich die nötige würdevolle Ausstrahlung, um von den Herren ernstgenommen zu werden.

Inzwischen war es im Konferenzraum recht warm geworden und einer der Herren stand auf und öffnete ein Fenster. Für wenige Sekunden sank der Geräuschpegel im Raum und ich nutzte die Gelegenheit, um mit einem Räuspern und einem gehaltvollen „Also...“ die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ich formulierte im Geiste noch einmal meinen Satz und blickte in die Runde, um sicherzugehen, dass mich auch alle bemerkt hatten. Doch die Blicke der Konferenzteilnehmer hingen wie gebannt an dem Herrn, der sich am Fenster zu schaffen machte. Ich gebe zu, das war ein wichtiges Ereignis, aber ich war doch zutiefst enttäuscht. Kurz darauf saßen wir wieder vereint am Besprechungstisch und die tiefen, sonoren Stimmen erfüllten erneut den Raum. Niemand bemerkte die Schamesröte (vielleicht war auch ein bisschen Zornesröte dabei), die mir jetzt ins Gesicht stieg.

In Ermangelung einer sinnvolleren Tätigkeit widmete ich mich wieder der Betrachtung des beschaulichen Gartens. Es dauerte nicht lange, bis eine Stubenfliege das einladende Fenster entdeckt hatte und sich entschloss, den Konferenzraum zu erkunden. Ich vermute, sie hatte die Kekskrümel auf dem Besprechungstisch gerochen. Die Kekskrümel waren wohl nicht das Richtige, denn nach kurzem Lecken ließ sie sich auf dem Rand einer Kaffeetasse nieder. Der Herr, dem die Tasse gehörte, fuchtelte ärgerlich mit der Hand. Das machte der Stubenfliege offenbar höllischen Spaß, denn sie nahm sich gleich die nächste Tasse vor. „Juchhu!“, hörte ich sie sagen, „fang mich doch!“ Der Herr versuchte sie zu fangen, aber die Fliege war natürlich viel schneller. Rasch mit einem geschickten Täuschungsmanöver zur nächsten Tasse und von dort direkt auf die Nase des Tassenbesitzers. Der versuchte die Fliege mit Karateschlägen in die Flucht zu schlagen, doch darüber konnte die Fliege nur lachen. Munter summend zog sie ihre Kreise, setzte spielerisch zur Landung auf einer Halbglatze an, um gleich danach wieder Vollgas zu geben und die zarten Rundungen eines faltigen Ohrläppchens zu erkunden. Jetzt kamen die Herren richtig in Bewegung und einer nach dem anderen versuchte, die Fliege zu erhaschen. Bis sie sich direkt vor mir auf den Tisch setzte. Sie haben wahrscheinlich inzwischen bemerkt, dass ich mich nicht nur mit Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch mit Fliegen auskenne. Ich überlegte also nicht lange. Mit einem geübten Ausholmanöver (niemals hastig, sondern stets im Zeitlupentempo!) zog ich meinen linken Arm zurück, um dann mit einer käscherartig geformten Hand und erbarmungsloser Geschwindigkeit die Fliege zu überwältigen. Die Fliege hatte natürlich nicht den Hauch einer Chance. Triumphierend blickte ich in die Runde. Alle Augen ruhten auf mir, die Kinnklappen hingen weit herunter. Ich hatte sie. Die Fliege, die Aufmerksamkeit und meine Genugtuung. Und das ganz ohne Worte.

Ich legte die tote Fliege (Gott hab sie selig) in einen Aschenbecher, nahm all meinen Mut und meine Papiere in die Hand und sagte endlich, was ich schon seit Stunden sagen wollte.